Momente des gemeinsamen Kampfes und der Solidarität über Städte- und Ländergrenzen hinweg sind gerade in Zeiten der aktuellen autoritären Entwicklungen wichtige Atemzüge der antiautoritären und emanzipatorischen Strömungen.
So wie widerständiges Denken und Handeln kollektiv geteilt wird, werden naturgemäß auch die Gründe die dieses hervorrufen geteilt.
Die Maßnahmen zur Erhaltung der Ordnung, Kontrolle und Absicherung kapitalistischer Ideologien können nur mit Unterdrückung einher gehen. Rebellierende und aufrührerische Ideen stoßen bei ihrem Weg zur selbstorganisierten Umsetzung konsequenterweise auf die Abwehr des Staates. Die Welt der kapitalistischen Logik folgt global den immer gleichen Schritten der Unterdrückung:
Selbstbestimmtes Leben mit den Regeln der Marktwirtschaft überschütten und so die freie Art zu leben durch Kommerzialisierung der Lebensräume verunmöglichen.
Bei Widerstand die Hunde von der Leine lassen, die mit festem Knüppel die Ordnung der Mächtigen und Reichen wiederherstellen sollen.
Gehorsam durch Machtverteilung und Befugnisse konstruieren. Uniformen und Waffen als Zeichen eines höheren Menschen. Mit Faschist*innen auf Linie sein und gemeinsam das antiautoritäre Feindbild festigen.
Widerständige Lebensformen als unrealistisch und utopisch diffamieren. Hetzkampagnen und Lügen mit Hilfe der autoritären Presse verbreiten. Den Diskurs immer rechts halten, um Angriffe und Repression auf antifaschistische Strukturen zu legitimieren.
Und so wie in Leipzig teure Neubauten aus der Erde sprießen und Hipster das Trottoir füllen, weichen auch in Hamburg, die in die Nachbar*innenschaft integrierten Läden den Start-ups der neuen smarten Welt. Mit der Umstrukturierung alter gewachsener Strukturen in den Stadtteilen und Kiezen wird auch die Anonymität und die Entfremdung des städtischen Alltags weiter zugespitzt. Schicke Läden und Boutiquen, die ihren Besitz durch Überwachungskameras geschützt sehen, verwandeln Straßen und Plätze in überwachtes Terrain. Ungewollte und prekär lebende Menschen sind in der Stadt der Reichen den Schikanen und der Gewalt der Bullen ausgeliefert, deren Auftrag es immer sein wird das Kapital zu schützen.
Und so wie in Leipzig Bullen durchdrehen und täglich auf Menschenjagd an von ihnen als kriminell gebrandmarkten Orten gehen, auf Demonstrationen rumprügeln und ihre patriarchale Macht ausüben, gibt sich auch die Hamburger Polizei die Ehre und folgt der langen und tödlichen Tradition als machterhaltendes Werkzeug. Die Polizei Hamburg als selbständige politische Instanz, die gerne mal morgens um 6 Uhr Türen auftritt um Verantwortliche zu finden für die Schmach, die der oberster Chef der Behörde erdulden musste als er auf Twitter als „Pimmel“ betitelt wurde. Dieses Werkzeug der Macht zeigt sein hässliches Gesicht, bei jedem Abschiebetransport zum Flughafen Fuhlsbüttel, der Menschen in Elend und Tod schickt, mit einer Systemimmanenten Kälte und Abgestumpftheit.
Ob es um das Jagen von rassifizierten Menschen an „Gefährlichen Orten“, die Kriminalisierung von Fußballfans oder das Überwachen und Verfolgen von uns und unseren Gefährt*innen geht: Die Polizei Hamburg ist eine Behörde, die es so wie in jeder anderen Stadt, in jedem anderen Land zu bekämpfen gilt.
Und so wie in Leipzig Lina und die anderen Antifaschist*innen juristisch und medial zu Terrorist*innen aufgebauscht werden sollen, wurden auch in Hamburg Menschen für ihren Protest gegen die 20 Köpfe der größten Industrienationen öffentlich angeprangert, verurteilt und in den Knast gesteckt. „Wir werden sie alle kriegen“ war ein Zitat, um Menschen mit Bild und vollem Namen in der Presse zu zeigen, der Öffentlichkeit als Trophäe zu präsentieren und deren persönliche Geschichte auszuschlachten. Lina wurde mit einem Helikopter zur Bundesanwaltschaft nach Karlsruhe geflogen, gleich dem rechtsradikalen Attentäter von Halle. Es geht darum die selben Bilder zu produzieren und eine Gleichstellung von antifaschistischem Widerstand und rechtem Terror zu erstellen.
Bei all der täglichen Gewalt und Repression bei all der Ohnmacht und gefühlten Schwäche dürfen wir als kämpfende Individuen nicht der Angst und der Flucht in die Handlungsunfähigkeit nachgeben. Es gilt Brücken zu anderen wütenden Menschen zu bauen und die Welt der Szene zu verlassen. Es gilt unseren Ideen treu zu bleiben und der Wurzel unserer gemeinsamen Wut die Aufmerksamkeit zu schenken die sie verdient. Auch die Gefangenen nicht alleine zu lassen: Ella Lina und alle anderen, die für eine bessere Welt kämpfen. In diesen widerlichen Zeiten ist es wichtiger denn je mutig zu sein, unsere Freundschaften zu bewahren und in gemeinsamem Handeln zu stärken. Im Alltag und auf der Straße.
Wenn am 23. Oktober in Leipzig unsere Freund*innen und Gefährt*innen aus drei Richtungen unter dem Tenor „gegen den Ausverkauf der Stadt“, „keine Freunde keine Helfer“ und „gegen die Kriminalisierung linker Strukturen“ sich zu einer gemeinsamen Demonstration zusammen schließen, werden wir mit ihnen auf der Straße sein. Wir werden die Wut über die aktuellen Zustände in Hamburg mit denen in Leipzig verknüpfen und unsere Kämpfe mit ihnen verbinden.
Am 23. Oktober von Hamburg nach Leipzig
Alle zusammen gegen Bullenschweine, Nation und Kapital. Autonom, widerständig, unversönlich!